Am Anfang eines Studiums sind einige Methoden noch ziemlich ungewohnt. Das korrekte Zitieren von Literatur gehört für viele dazu. Deswegen möchte ich mit diesem Artikel eine Hilfestellung bieten. Ich stelle zwei Zitierstile vor, die ich persönlich am sinnvollsten finde. Wenn Du eine umfassende Literaturrecherche machst, wirst Du aber feststellen, dass Autoren diverse unterschiedliche Herangehensweisen bevorzugen.
Ich persönlich nutze den Harvard Referencing Style. Er ist international sehr gebräuchlich. Eine Alternative, die in Deutschland relativ üblich ist, ist das Zitieren mit Fußnoten. Beide Stile stelle ich in diesem Artikel vor. Die Stile haben jeweils ihre Vor- und Nachteile. Fußnoten ermöglichen einen einfacheren Lesefluss, wenn die Leserin/der Leser im Wesentlichen den Text verstehen möchte, aber wenig Interesse an den Referenzen hat. Sind die Quellen für die Leserin/den Leser von hoher Bedeutung, dann ist der Harvard Referencing Style zu bevorzugen. Letzteres trifft etwa zu, wenn die verwendeten Quellen ein wesentliches Qualitätskriterium für die Aussagen sind. Die Leserin/Der Leser sieht sofort, in welchem Jahr die Quelle entstanden ist und kann eine ungefähre Aussage über den Stand der Technik treffen. Wird etwa über Technologien geschrieben, die sich stetig weiterentwickeln, ist die Recherche aktueller Literatur zu empfehlen.
Wichtig ist, dass in einer Ausarbeitung ein Zitierstil einheitlich beibehalten wird. Wenn in Gruppen gearbeitet wird, müsst ihr vorher absprechen, welchen Stil ihr verwenden möchtet.
Übersicht dieses Artikels:
- Allgemeine Hinweise
- Harvard Referencing Style
- Zitieren mit Fußnoten
- Literaturverzeichnis
- Einsatz von Software
Allgemeine Hinweise
Die folgenden Hinweise gelten für die Professur in der ich Ausarbeitungen korrigiere. Andere Professuren oder Unis/FHs können ggf. abweichende Auffassungen vertreten.
Die Vorlesung wird nicht zitiert. Internetquellen dürfen ebenfalls nicht zitiert werden, weil sie sich verändern können. Eine Ausnahme sind Bilder aus Internetquellen. Diese dürfen verwendet werden. In diesem Fall muss die jeweilige Seite selbstverständlich in der Bildbeschriftung referenziert und im Literaturverzeichnis aufgeführt werden. Wenn Du die Quelle eines verwendeten Bildes nicht angibst, suggerierst Du, dass Du das Bild selbst angefertigt hast. Das ist eine Täuschung.
Wenn du über bestimmte Technologien schreibst, dann kann es hilfreich sein, in die White Paper der Hersteller zu schauen. Betrachtest Du bestimmte Instrumente, so werden ggf. gerätespezifische Informationen, wie etwa die Standardabweichung für die Strecken- oder Richtungsmessung, benötigt. In diesen Fällen, zitierst Du PDF-Dateien. Hier solltest Du im Literaturverzeichnis u.a. den Link angeben. Ein Beispiel wird am Ende dieses Artikels gezeigt.
Wenn Du einen bestimmten Satz einer Quelle direkt übernehmen möchtest, kannst Du das in Form eines Zitates machen. Übernimmst Du jedoch Sätze aus externen Quellen ohne diese als Zitate zu kennzeichnen, dann ist das ein Plagiat. Das ist selbstverständlich nicht erlaubt. Letzteres ist völlig unabhängig von Professur, Uni/FH oder Studiengang.
Eine Übersicht über Literatur, die Dir in den ersten Semestern eines Geodäsie-Studiums helfen können, habe ich hier erstellt.
Harvard Referencing Style
Die folgende Abbildung zeigt, wie Du mit dem Harvard Stil direkt und indirekt zitieren kannst. Beim Harvard Stil wird die Quelle einfach in Klammern in den Textfluss eingesetzt (s. Abb.).
Indirektes Zitieren (Harvard): Du liest einen Absatz oder ein Kapitel in einem Buch, Paper, Zeitschriftenaufsatz, einer Dissertation oder wo auch immer. Dann schreibst Du die, für Deinen Text relevanten Inhalte, in eigenen Worten auf. Die Quelle wird mit „vgl.“ (kurz für „vergleiche“) referenziert.
Direktes Zitieren (Harvard): Wenn Du einen bestimmten Satz aus einer Quelle so prägnant findest, dass Du ihn genau so übernehmen möchtest, kannst Du ihn als direktes Zitat einsetzen. In diesem Fall wird der Satz in Anführungszeichen gesetzt und die Quelle in Klammern dahinter geschrieben (s. Abb. oben).
Quellenangabe: Die Quellenangabe erfolgt nach folgenden Schemata.
Fall 1: 1 Autor
- [Nachname], [Jahr], S. [Seitenzahl]
Fall 2: 2 Autoren (wähle eine Option)
- [Nachname 1], [Nachname 2], [Jahr], S. [Seitenzahl]
- [Nachname 1] und [Nachname 2], [Jahr], S. [Seitenzahl]
- [Nachname 1] & [Nachname 2], [Jahr], S. [Seitenzahl]
Fall 3: mehr als 2 Autoren
- [Nachname 1] et al., [Jahr], S. [Seitenzahl]
„et al.“ bedeutet „und andere“.
Referenzieren mehrerer Seitenzahlen: Wenn Du mehrere zusammenhängende Seiten referenzierst, z.B. S. 202 bis 203 oder S. 202 bis 210, schreibst Du einfach im 1. Fall „S. 202 f.“ und im 2. Fall „S. 202 ff.“. „f.“ steht für „folgende“ und sagt aus, dass Du die Seite und ihre Folgeseite referenzierst. „ff.“ steht für „folgende (Plural)“ und bedeutet, dass Du die Seite und mehrere folgende Seiten referenzierst. Wenn Du an einer Stelle zwei Seiten referenzierst, die nicht zusammenhängen, z.B. 202 und 210, schreibst Du „S. 202, 210“ oder „S. 202 und 210“.
Harvard: Betonung auf eine Person vs. ein Verfahren oder eine Erkenntnis [1]
Der Harvard Stil ermöglicht Dir, die Entwicklerin oder den Entwickler einer bestimmten Methode, eines Algorithmus‘ o.ä. in den Vordergrund zu stellen. Die folgende Abbildung zeigt ein Beispiel. Die Person (hier: Emo Welzl) wird in den Fokus gesetzt. Deswegen wird Welzl explizit im Text genannt. Die Zitierung erfolgt direkt nach der Nennung der Person. Da Welzl bereits im Text steht, wäre eine erneute Nennung in den Klammern redundant. Die Zitierung beginnt folglich mit der Jahreszahl. Da in diesem Beispiel sein ganzer Aufsatz referenziert wird, entfällt hier die Seitenzahl.
In der zweiten Referenzieung weiter unten im selben Beispiel steht die Person nicht im Vordergrund, sondern eine bestimmte Erkenntnis aus dem referenzierten Paper.
[1] Dieser Absatz ist angelehnt an einen Leitfaden von Dr. C. Holst und an eine Vorlage von Prof. J.-H. Haunert der Uni Bonn.
Harvard: Referenzierung von Bildquellen
Die Angabe von Bildquellen erfolgt in Klammern direkt hinter der Bildbeschriftung (s. Beispiel in folgender Abbildung).
Wird ein Bild aus dem Internet referenziert, erfolgt der Verweis genau wie bei einem Buch. Das Schema bleibt:
- [Nachname], [Jahr]
Die Seitenzahl entfällt. Nur wenn der Name der Erstellerin/des Erstellers nicht bekannt ist, wird der Name der Website eingesetzt. Die URL der Website wird in der Referenzierung nicht genannt. Diese wird aber im Literaturverzeichnis aufgeführt (s. Bsp. am Ende des Artikels).
Wenn Du ein Bild benutzt, das Du in einem Vorlesungsskript oder einer Präsentation findest, ist nicht zwingend die Dozentin oder der Dozent die Urheberin bzw. der Urheber dieses Bildes. Oft benutzen Dozenten Bilder aus Büchern und geben die Quelle unter dem Bild an. Das ist auch die Bildquelle, die Du verwenden sollst. Die Vorlesung wird nicht zitiert. Gleiches gilt, wenn Du Bilder in Quellen findest, die in der Bildbeschriftung auf andere Quellen verweisen. Die Ursprungsquelle ist die in der Bildbeschriftung und nicht die, in der Du das Bild gefunden hast.
Zitieren mit Fußnoten
Das Zitieren mit Fußnoten erfolgt im Grunde ähnlich zu dem Harvard Referencing Style. Der einzige Unterschied ist, dass die Referenzierung nicht direkt im Text vorgenommen wird, sondern am Ende der jeweiligen Seite. Am Ende eines direkten oder indirekten Zitates wird eine Fußnote gesetzt. In dieser steht ohne Klammern nach dem gleichen Schema wie oben gezeigt die Autorin / der Autor mit Jahr und Seitennummer. Die folgende Abbildung zeigt ein Beispiel.
Fußnoten: Betonung auf eine Person vs. ein Verfahren oder eine Erkenntnis
Die Betonung auf eine bestimmte Person kann hier nicht ganz so elegant erfolgen wie oben. Das Jahr ist ggf. bereits im Text relevant. Es ist etwa möglich, dass die gleiche Person in einem anderen Jahr die Methode bzw. den Algorithmus weiterentwickelt, angepasst oder verworfen hat. Die Fußnote würde ich dennoch mit allen drei Angaben füllen, damit sie für sich alleine als Referenz funktioniert (s. folgende Abb.).
Fußnoten: Referenzierung von Bildquellen
Bildquellen werden ebenfalls konsistent in Fußnoten untergebracht (s. folgende Abb.).
Literaturverzeichnis
Alle Quellen werden am Ende einer Ausarbeitung in einem Literaturverzeichnis aufgeführt. Sie werden alphabetisch nach dem Nachnamen des ersten Autors / der ersten Autorin sortiert. Es gibt diverse unterschiedliche Stile. Einer wird in der folgenden Abbildung gezeigt.
Das Schema ist wie folgt.
Buch:
[Nachname 1], [Anfangsbuchstabe Vorname 1], [Nachname 2], [Anfangsbuchstabe Vorname 2], …, [Nachname n], [Anfangsbuchstabe Vorname n] ([Jahr]). [Titel (kursiv)], [Auflage], [Verlag], [Stadt].
PDF oder Website:
[Nachname 1], [Anfangsbuchstabe Vorname 1], [Nachname 2], [Anfangsbuchstabe Vorname 2], …, [Nachname n], [Anfangsbuchstabe Vorname n] ([Jahr]). [Titel (kursiv)], verfügbar unter: [Link] [abgerufen am [Tag].[Monat].[Jahr]]
Links sollten möglichst ohne überflüssige Session-IDs oder Parameter, die den Inhalt nicht verändern, aufgeführt werden.
Zeitschriftenartikel:
[Nachname 1], [Anfangsbuchstabe Vorname 1], [Nachname 2], [Anfangsbuchstabe Vorname 2], …, [Nachname n], [Anfangsbuchstabe Vorname n] ([Jahr]). [Titel (kursiv)], [Zeitschrift], S. [Seitenzahlen des Artikels in der Zeitschrift]
Da es viele richtige Varianten für ein Literaturverzeichnis gibt, ist diese nur eine von vielen. Du kannst zum Beispiel zwischen den letzten beiden Autorennamen ein „&“ oder ein „und“ einbauen. Die abgekürzten Vornamen können auch vor dem Nachnamen stehen. Andere Personen würden die Vornamen ggf. ausschreiben, statt sie abzukürzen. Manche setzen den Titel in Anführungszeichen und/oder schreiben ihn nicht kursiv usw.
Einsatz von Software
Für die Erstellung eines Literaturverzeichnisses und Verweisen kannst Du spezielle Software-Angebote nutzen. Falls Du an einem Windows-PC mit Word arbeitest, ist Citavi zu empfehlen. Das ist zwar eine kostenpflichtige Software. Viele Universitäten und FHs bieten jedoch für ihre Studierenden kostenlose Lizenzen an. Wenn Du mit LaTex arbeitest, kannst Du zum Beispiel JabRef nutzen. Eine umfassende Übersicht über verschiedene Programme bietet Wikipedia.
Kritik?
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