Lotanlagen werden benutzt, um Neigungsänderungen von Bauwerken im Vergleich zur Vertikalen zu bestimmen. Typischerweise werden Pendellotanlagen für Hochbauten, Talsperren und Schächte eingesetzt. Es gibt zwei Ausführungen, das Gewichtslot/Normallot und das Schwimmlot/Reversivlot.
Die Pendellotung funktioniert mit einem vertikal gespannten Draht. Der Draht richtet sich an der lokalen Schwerkraft aus und fungiert als Lot. Temperatur, Feuchte und Luftdruck haben keinen Einfluss auf das Messergebnis. Sie können zwar eine Ausdehnung oder einen Zusammenzug des Drahtes bedingen. Sie ändern aber nichts an der Ausrichtung des Lots gemäß der Schwerkraft.
Beim Gewichtslot/Normallot wird der Draht oben an einem Bauwerk befestigt. Unten an dem Draht ist ein Massestück von 5 bis 20 kg. Um eine Schwingung des Drahts zu verhindern, wird er gedämpft. Dazu befindet sich das Massestück in einem Dämpfungsbehälter mit Wasser oder Öl (vgl. Möser et al., 2012, S. 377). An der Wand ist eine Konsole befestigt, auf der eine Ablesevorrichtung angebracht wird (s. Abb.). Bewegt sich die Wand, so bewegt sich die Ablesevorrichtung mit. Der Draht richtet sich aber weiterhin nach dem Lot aus. Daher kann die Ablesevorrichtung eine Veränderung der Entfernung zwischen Wand und Draht detektieren. Die Ablesung kann manuell oder digital erfolgen. Der Messbereich liegt etwa bei 150mm.
Beim Schwimmlot ist die Verankerung tief unten. Oben ist ein mit Wasser gefüllter Behälter. In diesem liegt ein ringförmiger Schwimmkörper, an dem das obere Ende des Drahts befestigt ist. Nach dem Archimedischen Prinzip stellt die Auftriebswirkung eine Lotgerade her (vgl. Möser et al., 2012, S. 378). Auch hier wird eine Konsole mit eine Ablesevorrichtung an der Wand befestigt.
Beide Lottypen sind hochgenau mit einer Standardabweichung ≤0,1mm. Gründe dafür sind, dass praktisch kein Reibungsverlust entsteht und dass die Temperatur beim Gewichtslot keinen und beim Schwimmlot nur einen geringen Einfluss hat.
- Holst, 2017, VL Industrielle Messtechnik, Uni Bonn
- Möser, 2016, Ingenieurbau (Handbuch Ingenieurgeodäsie)
- Möser, Hoffmeister, Müller, Staiger, Schlemmer, Wanninger, 2012, Handbuch Ingenieurgeodäsie: Grundlagen
Ich bedanke mich bei Prof. Dr.-Ing. Möser (TU Dresden) für das zur Verfügung gestellte Bildmaterial.